24. Mai 2025

Schneeweißchen und Rosenrot – Feldforschung in der Bauernwiese

Der Sonntagsausflug eines Botanikers mit (s)einer Kräuterpädagogin verläuft ab und an anders als ursprünglich geplant. Da kann es durchaus vorkommen, dass die Fahrt ins Blaue nach dreiminütiger Autofahrt abrupt mit einer gekonnten (weil schon oftmals praktizierten) Vollbremsung unterbrochen wird, da des Botanikers Argusauge eine auf gehirninterner Sammelliste stehende Pflanze auf Wiese neben Straße erspäht.

Mein anscheinend noch mangelhaft ausgeprägter Pflanzenerkennungsmodus identifizierte erst nach genauerem Studium den Grund des jähen Stopps. Nein, es waren nicht die betörenden Blüten des Klatschmohns. Es waren auch nicht die blitzblau strahlenden Blüten der Kornblume oder zumindest die Blütenköpfchen des altbewährten Gänseblümchens. Nein, die Wiese war berstend voll mit den nichtssagenden beige-grauen Blüten des Weißklees (Trifolium repens).

Auch die Frage: „Wollten wir nicht mal was anderes tun, als uns mit Pflanzen zu beschäftigen?“, verkniff ich mir, da ich bereits mit dem Sammelsäckchen auf meinem Schoß alleine im Auto saß. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir wahrlich Aufregenderes vorstellen, als die Blüten der unscheinbaren Schwester des bei Frauen in den Wechseljahren hochangesehenen Rotklees (Trifolium pratense) zu sammeln. Aber Auftrag ist Auftrag. Ab ins Feld.

Was soll ich nun sagen…vielleicht einfach nur DANKE. DANKE, dass sich wieder eine neue, wunderschöne Welt für mich geöffnet hat. Beim Sammeln kommt man den Pflanzen sehr nahe. So nahe, dass man Details erkennt, die man aus der Ferne nicht wahrnimmt. Sie zeigen dir einfach alles. Sie stülpen ihr Innerstes nach außen, sie liefern sich dir völlig aus.

Bereits nach den ersten gepflückten Blüten erkannte ich ihre Schönheit. Noch niemals habe ich so wunderschöne Blütenköpfchen gesehen. In allen Stadien ein Wunder. Eines nach dem anderen. Gesammelt habe ich dann nur noch Fotos.

Hätten mich nicht die vernichtenden Blicke der auf mich aufmerksam gewordenen Bäuerin getroffen, würde ich heute noch bei den vielen Schneeweißchen knien und sie bewundernd verewigen. Weiß die gute Frau eigentlich, welch wertvolle Edelsteine sie ihr Eigentum nennen darf?

Nachtrag: Was der Rotklee für die reife Frau ist, ist für mich der unschuldige, Leichtigkeit vermittelnde Weißklee für das reifende Mädchen. Und steckt nicht in jeder reifen Frau noch ein Quäntchen des träumenden Mädchens? Unter diesem Aspekt sollten wir dem Weißklee vielleicht in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen. Ich jedenfalls habe mir schon eine „Schneeweißchen und Rosenrot“-Teemischung gezaubert. Präventiv, versteht sich!

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